Schatzkammer des Wissens - Klösterreich
 

Schatz­kam­mer des Wissens

Veröffentlicht von waltergrafik am

Kul­tur

Schatz­kam­mer des Wissens

Im Stift Admont gibt es den größ­ten klös­ter­li­chen Bibliotheks­saal der Welt, der selbst ein wah­res Schmuck­stück ist.

Als die ers­ten Mön­che im Jahr 1074 aus ihrem Klos­ter in Salz­burg auf­bra­chen und nach Admont in der Stei­er­mark kamen, hat­ten sie wert­vol­le Fracht dabei: Bücher. In dem neu gegrün­de­ten Stift nah­men sie ihr klös­ter­li­ches Leben auf. Erz­bi­schof Geb­hard von Salz­burg, der Stift Admont mit dem Nach­lass von Hem­ma von Gurk, einer der damals reichs­ten Frau­en des Lan­des, errich­ten ließ, über­gab sei­ner Lieb­lings­stif­tung Admont zum Start eine zwei­bän­di­ge Rie­sen­bi­bel. Durch wei­te­re Schen­kun­gen, Erwer­bun­gen und Tausch ver­grö­ßer­te sich der Buch­be­stand nach und nach. Auch die Admon­ter Mön­che fer­tig­ten im Skrip­to­ri­um, ihrer Schreib­stu­be, zahl­rei­che Wer­ke – für den eige­nen Gebrauch und für ande­re Klöster.
„Lesen konn­ten damals vie­le Mön­che, aber nicht alle konn­ten schrei­ben“, erläu­tert Gud­run Schwab vom Stift Admont, „dazu bedurf­te es beson­de­rer Fähig­kei­ten“. Dem Fleiß der Brü­der und der klu­gen Sam­mel­lei­den­schaft ihrer Äbte und Gelehr­ten ist es zu ver­dan­ken, dass das Bene­dik­ti­ner­klos­ter, das male­risch am Ein­gang des Natio­nal­parks Gesäu­se liegt, heu­te einen kost­ba­ren Schatz beher­bergt: eine Uni­ver­sal­bi­blio­thek mit Wer­ken aus nahe­zu allen Wis­sens­ge­bie­ten. 1.400 Hand­schrif­ten wer­den im Archiv und gut ein Drit­tel des umfang­rei­chen Bestan­des von 200.000 Bän­den in der – von den Dimen­sio­nen – welt­größ­ten Klos­ter­bi­blio­thek auf­be­wahrt, die für sich gese­hen eben­falls ein Kunst­werk ist.
Wer durch die über­di­men­sio­na­le Tür in die 70 Meter lan­ge Biblio­thek tritt, bleibt erst ein­mal vor Stau­nen ste­hen – über­rascht von der Grö­ße und Hel­lig­keit des Rau­mes und der voll­kom­me­nen Har­mo­nie. „Hier ist jedes Detail über­legt und stim­mig, alles passt zusam­men, das spü­ren die Besu­cher“, so Gud­run Schwab. Der Bau­meis­ter Josef Hueber, ein Anhän­ger der Auf­klä­rung, schuf unter der Prä­mis­se „Wie den Ver­stand soll auch den Raum Licht erfül­len“ den gewal­ti­gen, in drei Tei­le geglie­der­ten Saal. Um die The­men Wis­sen­schaf­ten und Weis­heit dre­hen sich die sie­ben rie­si­gen Decken­fres­ken, die der Maler Bar­to­lo­meo Alto­mon­te, der zu Beginn der Arbei­ten bereits 80 Jah­re alt war, in weni­gen Mona­ten gestal­te­te. Selbst die Stein­plat­ten des Bodens, die in den Stifts­far­ben gehal­ten sind und je nach Betrach­tungs­wei­se ein auf­ge­schla­ge­nes Buch oder Trep­pen­stu­fen zum Wis­sen hin dar­stel­len, tra­gen zum stim­mi­gen Gan­zen bei. In der Mit­te des Saa­les ver­deut­li­chen die „Vier letz­ten Din­ge“, eine Figu­ren­grup­pe des Bild­hau­ers Josef Stam­mel, den Tod, das Gericht, Him­mel und Höl­le. Sie sind mit zahl­rei­chen Details ver­se­hen – etwa einem klei­nen bebrill­ten Bibliotheksteufelchen.