Mit Schätzen Geschichten erzählen
Veröffentlicht von waltergrafik am
Kultur
Mit Schätzen Geschichten erzählen
Stift St. Paul im Lavanttal trägt den Beinamen „Schatzhaus Kärntens“ und lädt zu spannenden Entdeckungen und eine Reise durch die Geschichte Europas ein.
Das Adelheidkreuz, auf dem Gold, Silber, antike Gemmen und 147 Edelsteine um die Wette strahlen, ein gotischer Buchdeckel aus Gold, der mit Miniatur-Skulpturen verziert ist, das älteste Buch Österreichs aus dem 5. Jahrhundert und das wahrscheinlich erste Druckwerk von Gutenberg – im Laufe der Jahrhunderte kamen zahlreiche kulturelle Kleinode ins Stift St. Paul. Ein Kelch aus purem Gold, dessen Fuß reich mit Rubinen und Diamanten besetzt ist, war beispielsweise ein Geschenk von Kaiser Karl VI. persönlich. Fürstabt Dr. Berthold Rottler, der das Lavanttaler Kloster 1809 nach der Säkularisierung wieder mit Mönchen aus dem Schwarzwald besiedelte, brachte von dort Kunstwerke mit. Wertvolle Ölgemälde und 15.000 Blätter in der Grafikabteilung ermöglichen heute eine Begegnung mit nahezu allen namhaften Künstlern Europas – ob Leonardo da Vinci, Rubens, Rembrandt oder Albrecht Dürer.
Neben den Kunstschätzen hat die große Bibliothek des Stiftes St. Paul einen besonderen Reiz und Stellenwert: die historischen Werke sind in einer modernen Regalarchitektur in den alten Gewölben untergebracht – ein faszinierender Kontrast. Rund zwei Kilometer Bücherregale, mehr als 70.000 Bände allein in der Schaubibliothek und die Sammlung von Handschriften und Inkunabeln machen das Stift St. Paul nach der Nationalbibliothek zur bedeutendsten Büchersammlung Österreichs.
Dr. Pater Gerfried Sitar, der Direktor des Stiftsmuseums, schöpft aus diesem reichen Schatz und stellt Jahr für Jahr eine spannende Ausstellung unter einem griffigen und manchmal auch etwas provokanten Motto zusammen. „Ausstellungen sind eine Form, Menschen, die mit klösterlicher Spiritualität vielleicht weniger anfangen können, einen Zugang dazu zu schaffen. Über die Kunstwerke, die das Mühen von Menschen zum Ausdruck bringen, ihrem Glauben Form zu geben, werden so Geschichten erzählt, die aus dem Alltag gegriffen sind und Lebensfragen aufwerfen. Die Ausstellungen wollen nicht zielführend Antworten anbieten, wohl aber durch den Blick in die Geschichte manches relativieren und Zusammenhänge aufzeigen. Dabei setzen wir auch auf brandaktuelle Themen der zwischenmenschlichen Probleme, um die Gäste herauszufordern, sich durch den Besuch der Ausstellung auch sich selbst zu stellen.“
STIFT ST. PAUL ENTDECKEN
Im Jahr 1091 gegründet, entwickelte sich Stift St. Paul im Mittelalter zu einem bedeutenden Schulkloster, das den später berühmten Arzt und Naturphilosophen Paracelsus zu seinen Schülern zählte. Nach wie vor ist das Benediktinerstift, das auf einem Felsen über dem Lavanttal thront, das spirituelle und kulturelle Zentrum der Region und das einzige „alte“ Kloster Kärntens. Seine heutige Form stammt aus dem 17. Jahrhundert mit der romanischen Kirche im Mittelpunkt.
www.stift-stpaul.at
MUSEUM
Das Museum ist von Anfang Mai bis Ende Oktober von Mittwoch bis Sonntag geöffnet. Für die 24 Räume (darunter die faszinierende Bibliothek) sollten 3 bis 4 Stunden Zeit eingeplant werden. Die Ausstellung 2024 steht unter dem Motto „Nackt – Zieht an!“ und behandelt das Thema Nacktheit von der Antike bis in die Gegenwart mit allen Aspekten: von der Inspiration für Künstler bis zum Schönheitswahn. 2025 widmet man sich der „Frauenmacht im Hause Habsburg“. Zu bestimmten Terminen gibt es besondere Museumserlebnisse wie die „Lange Nacht des Erzählens“, in der die Bücher der Bibliothek lebendig werden, oder eine nächtliche Rätselrallye mit Taschenlampe für Kinder.
KuSo – KULTURSOMMER
Seit mehr als 40 Jahren bietet der St. Pauler Kultursommer von Pfingsten bis Mitte August ein vielfältiges Konzertprogramm und hat sich zu einem der bedeutendsten Musikfestivals in Kärnten entwickelt.
KLOSTERLADEN
Nach Absprache mit dem Gastmeister Frater Cyprian können Gäste in einem der vier Zimmer nächtigen.
Bücher, regionales Kunsthandwerk, Produkte aus der Kräuterwerkstatt und die Destillate von Pater Nikolaus sowie Schokolade und Weine und verschiedene thematische „Stiftskisterl“ laden zum genussvollen Stöbern ein.