Die Menschen hinter Klösterreich
Veröffentlicht von waltergrafik am
Persönlich
Die Menschen hinter Klösterreich
Im Vorstand von Klösterreich engagieren sich einige Geistliche. Zusätzlich zu den Aufgaben in ihren Orden sorgen sie für das abwechslungsreiche touristische Angebot des Vereins.
Schwester mit Management-Aufgaben
Der Vater, der mitten in der Feldarbeit beim Klang der Kirchenglocken den Hut abnahm und ein stilles Gebet sprach, war für das kleine Mädchen ein prägendes Erlebnis. „Ich komme aus dem tiefen Waldviertel und war das zwölfte von 15 Kindern.
Meine Eltern hatten einen Bauernhof und meine Familie war gesund-religiös, wir haben nicht viel darüber geredet, aber der Glaube wurde gelebt“, erzählt Schwester Michaela. Dieser Aspekt ist ihr auch heute als Generaloberin der Marienschwestern vom Karmel und Präsidentin von Klösterreich sehr wichtig. An ihrem 16. Geburtstag trat sie in den Orden ein, nachdem sie die Hauswirtschaftsschule der Marienschwestern absolviert hatte. Sie ließ sich in Linz zur Diplom-Krankenschwester ausbilden, arbeitete zehn Jahre lang in einem Altenheim und wurde sehr jung bereits in die Ordensleitung gewählt. Im Curhaus der Marienschwestern in Bad Kreuzen, dem sie als Oberin vorstand, lernte sie weitere Therapiemöglichkeiten kennen und wurde Heilmasseurin und medizinische Bademeisterin. „Dabei hatte ich zwei Schlüsselerlebnisse: Zum einen bei der Massage, wo ich durch meine Hände heilend wirken und auch meine innere Haltung, mein Gebet miteinfließen lassen konnte. Sehr beglückend war für mich auch die Erfahrung, die ich bei den Lehm-Anwendungen machte. Das ist – salopp gesagt – eine ziemliche Batzerei, man muss beim Auftragen sehr achtsam sein. Aber als ich zum ersten Mal den Gästen den Lehm auftrug, erkannte ich, dass ich das Gleiche tun durfte wie Jesus, der auf die Erde spuckte, die nasse Erde nahm und einem Blinden auf die Augen strich.“
Als Generaloberin ihres Ordens liegen die Aufgaben von Schwester Michaela heute vor allem im personellen Bereich. Sie kümmert sich um das Wohlergehen ihrer Mitschwestern, um die Curhäuser und Bildungseinrichtungen, und nimmt zahlreiche Termine wahr. Zwei bis drei Tage die Woche ist sie mit ihrem Auto unterwegs, auf Besprechungen und Tagungen, einmal jährlich fliegt sie nach Uganda, wo sich die Marienschwestern mit einer Missionsstation engagieren. Und hat dabei immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen.
Historische Persönlichkeit, die ich gerne treffen würde:
Teresa von Ávila, die Gründerin unseres Ordens, die von 1515 bis 1582 lebte. Sie war eine gestandene Frau, mit gesundem Hausverstand, tief spirituell, ungemein aktiv und als erste Frau Kirchenlehrerin. Von ihr wird erzählt, dass sie auf einer Reise mit einem Esel in den Graben fiel. In ihrer Zwiesprache mit Gott sagte dieser, dass er so seine Freunde behandle. Darauf antwortete Teresa „Dann wundert es mich nicht, dass Du so wenig Freunde hast.“
Herzhaft lache ich:
wenn eine Schwester in der Rekreation Witze erzählt, da bin ich voll und ganz dabei.
Aus der Modewelt ins Kloster
Wer meint, dass jemand, der ins Kloster eintritt, ein geruhsames Leben hat, irrt gewaltig. „Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass ich im Kloster mehr zu tun habe als früher als Selbstständiger“, erzählt Pater Martin.
Im Stift Rein sorgt er als Wirtschaftsdirektor für die Finanzen, ist als Prior für die Verwaltungsaufgaben zuständig und zudem noch Küchenmeister. Als Delegierter zum Kongregationskapitel und Stellvertretender Präsident von Klösterreich hat er darüber hinaus weitere Verpflichtungen und Termine, die die Zeit oft knapp werden lassen. Dabei war sein früherer Job als Werbefotograf für Mode und Architektur in Wien auch alles andere als ruhig. Beim Smalltalk auf Partys kokettierte der in direkter Umgebung zu Stift Rein Aufgewachsene oftmals damit, seine zweite Lebenshälfte im Kloster zu verbringen. „Das war damals ein Gag, aber aus dieser vagen Vorstellung ist irgendwann Gewissheit geworden, ohne dass ich genau sagen kann, was sie ausgelöst hat. Es gab keinen Blitz vom Himmel.“ Erstaunlicherweise waren seine engsten ekannten von dem Entschluss nicht überrascht, was wiederum den damals 39-Jährigen verwunderte. Den Kontakt zu seinen früheren Kollegen hält er noch immer, „es war eine Voraussetzung für mich, dass ich den Kontakt zu meinem sozialen Umfeld nicht abbrechen musste.“ Statt Models am Laufsteg und Industriebauten fotografiert Pater Martin heute vor allem Landschaften, die er so in Szene setzt, dass sie Gefühle auslösen und spirituelle Stimmungen widerspiegeln. Wenn er die Zeit dafür findet, stellt er Ausstellungen mit seinen Werken zusammen und weist auf seiner Facebook-Seite darauf hin. Vor kurzem hat er die erste Generalsanierung der Basilika von Stift Rein, dem ältesten Zisterzienserkloster der Welt, in einem prächtigen Bildband festgehalten. Um sich auf seine Aufgaben im wirtschaftlichen Bereich des Stiftes vorzubereiten, absolvierte Pater Martin nach seinem Eintritt 2008 ein Managementstudium in Graz. Der Part des Küchenmeisters kommt der Leidenschaft des Hobbykochs entgegen. Jeden Samstag und Sonntag steht er selbst in der Küche des Klosters, um für die Mitbrüder das Essen auf den Tisch zu zaubern und geht dafür selbstverständlich vorher zum Einkaufen. „Die Geschmäcker sind natürlich verschieden, da ist es gar nicht so einfach, eine gemeinsame Schnittmenge zu finden. Aber Klassiker wie Schweinsbraten, Backhendl oder Wiener Schnitzel funktionieren immer. Ich versuche, möglichst abwechslungsreich zu kochen und setze auf gesunde und weniger bekannte Gemüsebeilagen.“
Was ich von meinem früheren Leben nicht vermisse:
das Nachtleben, wobei das auch altersbedingt sein kann.
Was ich von meinem früheren Leben vermisse:
die freie Zeiteinteilung, auch wenn die Strukturiertheit des Klosters ein großer Vorteil ist. Als selbstständiger Fotograf musste ich auch aufstehen, wenn ich einen Auftrag hatte, aber ob ich die Buchhaltung um 9.00 oder um 10.00 Uhr oder doch erst am nächsten Tag machte, war egal. Hin und wieder würde ich doch zu gerne liegenbleiben und nicht um 4.30 Uhr aufstehen.
Zahlen-Jongleur
Du bist im Kloster der Einzige, der aufpassen muss, dass er nicht in die Hölle kommt“, meinte einst sein Vorgänger: Pater Markus kümmert sich als Hauptökonom um die Finanzen von Stift Heiligenkreuz.
Bei 180 Mitarbeitern, die in der Land- und Forstwirtschaft, der Häuserverwaltung, der Hochschule, der Tankstelle und dem Gasthaus tätig sind, sowie mehr als 20 Pfarren, keine leichte Aufgabe. „Der Tourismus ist für uns ebenfalls ein wichtiges Standbein, ca. 60.000 Besucher kommen im Jahr“, so Pater Markus. Wann immer größere Anschaffungen anstehen, muss er entscheiden, ob investiert wird oder nicht. „Bei so großen historischen Gebäuden muss ständig etwas renoviert werden, wenn man hinten fertig ist, kann man vorne wieder beginnen.“ Ist dringend notwendig, kann man machen, muss nicht sein, braucht kein Mensch – sind deshalb die Kategorien, nach denen der Südtiroler urteilt. Sein Eintritt in das Kloster, in dem heute 96 Mönche leben, war eher eine Bauchentscheidung.
„Viele kleine Dinge waren ausschlaggebend, dass ich mich hier sofort wohlgefühlt habe. Gerüche sind in meinem Leben wichtig. Ich erinnere mich an den Geruch des Herbstes in meiner Kindheit, das vermodernde Laub und die Erdäpfel, die wir ins Feuer geworfen haben. In Heiligenkreuz dufteten die Wachsflocken, mit denen das Stift gereinigt wurde, nach Tanne.“ Seinen Entschluss vor 39 Jahren hat Pater Markus nicht bereut, sondern erfreut sich täglich an der Schönheit der gotischen Säulen und Gewölbe, in denen er lebt und arbeitet.
Wenn ich nicht Mönch geworden wäre:
Mein Traumberuf früher war Butler auf einem Herrensitz in England – wie in der TVSerie „Das Haus am Eaton Place“.
Ich kann:
sehr gut abschalten, nur seit der Corona-Pandemie gelingt mir das nicht mehr zu 100 Prozent.
Tipp: Die Südtiroler Strauben von Pater Markus sind auf dem Heiligkreuzer Adventmarkt der Kassenschlager.
Vom Metzger zum Mönch
Nie mehr Schule“ – diese Entscheidung traf Pater Michael im Alter von 15 oder 16 Jahren. „Meinen Pädagogen ist es nicht gelungen, mich davon zu überzeugen, dass ich im Gymnasium für’s Leben und nicht nur für die Lehrer lernte.“
Gegen den Willen seiner Eltern brach der Junge die Schule ab und stieg in den elterlichen Fleischerbetrieb im niederösterreichischen Pulkau ein. Mit Erfolg. Als einer der Jüngsten absolvierte er die Meisterprüfung und ging danach nach Wien, um sich im Verkauf weiterzubilden. Mehr als ein Jahrzehnt lebte der junge Metzger in der Großstadt und war als Filialleiter bei einem bekannten Wurstproduzenten tätig. An den Wochenenden zog es ihn jedoch immer in das heimatliche Weinviertel zurück, wo er sich in der Pfarre engagierte und die verschiedensten Aufgaben übernahm. „Ich habe immer eine Anziehungskraft gespürt, aber ein Eintritt ins Kloster war damals für mich nie realistisch.“ Das änderte sich durch eine persönliche Begegnung und 1996 trat Pater Michael ins Stift Altenburg ein und studierte sogar Theologie. Heute ist er Prior des Benediktinerklosters, verantwortet dort den Bereich Kultur und Tourismus, ist für das Gästehaus zuständig und betreut die Pfarre Maria Dreieichen. Jeden Tag fährt er mehrmals zwischen Pfarrhof und Stift hin und her, um seinen Aufgaben nachzukommen.
Mein Tick:
Ich wäre gerne ordnungsliebend, allerdings schaffe ich es nicht. Aber wenn etwas schief steht – beispielsweise eine Kerze während der Liturgie – halte ich es kaum aus, es nicht gerade zu rücken.
Im Urlaub …
sind mir Natur, Stille und Zeit zum Durchatmen wichtig. Dann stelle ich mir auch keinen Wecker, der sonst kurz vor 5.00 Uhr klingelt. Dabei erkenne ich dann wieder, welche Vorteile die Struktur und der Takt des Klosterlebens haben.
Ein Pfarrer, der die Ärmel aufkrempelt
In festen Arbeitsschuhen, die Hose mit Dreck bespritzt, packt Pater Georg gerne mal auf einer Baustelle mit an, sortiert altes Werkzeug aus oder fährt den Traktor beiseite.
Das landwirtschaftliche Gerät hat es ihm schon in seiner Kindheit angetan. Wenn der Bub mittags von der Schule heimkam, war die Arbeit auf dem Bauernhof der Eltern stets attraktiver als die Hausaufgaben. „In der Schule war ich eher schlecht und faul, deshalb war meine Mutter auch überrascht, als ich mit 14 ins kirchliche Aufbaugymnasium wollte, weil ich den Wunsch hatte, Pfarrer zu werden.“ Trotz ihrer Zweifel zahlten die Eltern das Geld für das Internat und unterstützten den Sohn auch beim späteren Theologie-Studium in Salzburg. „Manche Fächer, die sehr abstrakt und theoretisch sind, waren schon zach und eine Herausforderung für mich, aber auf der Uni haben sich gute Freundschaften entwickelt und wir haben uns gegenseitig motiviert und zu den Prüfungen angemeldet“, erzählt der heute 45-Jährige, der sich nebenbei noch bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. Zwei seiner Kommilitonen hat er im Klösterreich-Vorstand wiedergetroffen: Pater Michael und Pater Maximilian – bei den Treffen haben die Drei immer ihren Spaß. Seit 2011 ist Pater Georg Priester in der Pfarre Aschbach, wo er auch lebt. Im Stift Seitenstetten, zu dem die Pfarre gehört, ist er zudem als Ökonom und Wirtschafter tätig. Neben den Finanzen kümmert er sich auch um die Land- und Waldwirtschaft, die eine wichtige Einnahmequelle für das Kloster ist. „Ich war gerade beim Schlägern von 150 Jahre alten Bäumen dabei. Buchen, die die Patres 1870 anpflanzten, damit wir sie heute zu Geld machen können. In einem Kloster denkt man in Jahrhunderten. Diese Weitsicht ist ein Gegenpol zur heutigen Gesellschaft, in der alles schnelllebig und kurzfristig angelegt ist.“
Lebende Persönlichkeit, die ich gerne treffen würde:
Pater Anselm Grün. Er ist eine charismatische Persönlichkeit und der Inbegriff eines abgeklärten Mönchs, seine Reden faszinieren die Zuhörer. Auf der anderen Seite ist er aber auch Ökonom und Wirtschafter – ein interessanter Kontrast. Wie bringt er diese beiden Komponenten zusammen?
Ich kann nicht:
geduldig sein und eine Sache anderen überlassen. Gerade im Kloster dauern manche Entscheidungen lang, es gibt bestimmte Prozesse, und manchmal muss man auf Behördenbeschlüsse warten, bevor man ein Projekt abschließen kann. Hier lerne ich erst Geduld und Gelassenheit.
Forscher und Vespa-Fan
Sein Arbeitspensum ist umfangreich: Als Prior ist Pater Maximilian der Stellvertreter des Abtes von Stift Admont, zugleich betreut er zwei Pfarren, ist Stiftsarchivar, Kustos der Alten Kunst und Mitglied in mehreren Gremien – „man sagt überall ‚ja‘ und sitzt dann drinnen“.
Diese Abwechslung kommt dem Oberösterreicher, der Geschichte und Theologie studierte, sehr entgegen und macht seinen Alltag spannend. Er schätzt die Begegnung mit Menschen ebenso wie das Suchen und Stöbern in alten Büchern. „Das Finden ist niemals abgeschlossen, man macht immer wieder faszinierende Entdeckungen“, schwärmt der 39-Jährige, der im Admonter Archiv bereits das älteste Rezept für eine Linzer Torte aufspürte. Vor kurzem herrschte dort wieder Aufregung und Freude, denn ein einmaliger Sensationsfund tauchte auf: die Teile C bis D des Abrogans, eines ca. 1.200 Jahre alten lateinisch-deutschen Wörterbuches. Mit einem historischen Ereignis befasst sich auch die Dissertation, die Pater Maximilian derzeit fertigstellt: mit dem großen Brand, der Stift Admont beinahe zerstörte und nur die Bibliothek verschonte, die heute als achtes Weltwunder gilt. Entspannung findet der Pater, der auch als Protagonist in vielen der Videoclips von Admont zu sehen ist, im Urlaub in Irland und beim Fahren seiner Vespa.
Meine Laster:
Kaffee literweise und Zigaretten
3 Dinge, die ich stets bei mir trage:
Handy, Schlüssel und Tintenpatronen für meine Füllfeder